Zecken und Borrelien

By | 19. Januar 2018

Bei den norddeutschen Hautärzten wird von den durch Zecken übertragenen Krankheiten nur die Borreliose in all ihren Spielarten gesehen…Mit den Symptomen der viralen FSME (Gehirnhautentzündung) geht man ja wohl auch kaum zum Dermatologen. Die Borreliose ist allein schon ausreichend kompliziert genug!

Im einfachsten Fall kommt der Patient mit der „Wanderröte“, einem relativ schnell an Durchmesser zunehmenden roten Fleck auf der Haut. Dann gibt es den verschleppten Fall, wo der Ring so groß ist, dass er, wenn auch stark abgeblasst, von der anderen Seite des Oberkörpers auf sich selbst trifft. Oder es gibt auch viele kleinere Ringe auf einmal. Das ist alles eine sogenannte Blickdiagnose – gesehen, zack, gewusst. Blutuntersuchungen sind hier nicht notwendig um mit der Behandlung zu beginnen, aber sinnvoll, um den Immunstatus vor der Therapie zu klären.

Die Borreliose hinterlässt nämlich im Blut eine „Narbe“ –
man kann lebenslang sehen, dass der Patient sich mal mit den Borrelien auseinandergesetzt hat. Und so eine „Narbe“ muss nun keinesfalls mit Antibiotika bearbeitet werden, sondern nur, wenn der Patient eine bisher noch nicht (ausreichend) therapierte Spät-Borreliose aufweist. Diese Spätfolgen treten Jahre bis Jahrzehnte nach der Infektion auf und führen zu einer strumpf- bzw. handschuhartig angeordneten Unterhautentzündung, in deren Verlauf die Haut zunächst Wasser einlagert und später durchscheinend dünn wird, mit einem ganz speziellen Farbton. Wenn der Arzt die „Akrodermatitis atrophicans Herxheimer“ richtig diagnostiziert, ist er mindestens zwei Tage stolz!

Kinder kriegen keinen „Herxheimer“, die können aber, genau wie Erwachsene, ein „Pseudo-Lymphom“ entwickeln. Das sind umschriebene, rötliche Hautschwellungen, die aber Lieblingsstellen haben, wo man zumindest vorher eine Borreliose vermuten kann: Ohrläppchen (einseitig dick rot, juckig) oder die Brustwarze, verdickt und rot. Sitzt die Schwellung aber nicht am Lieblingsort, kommt man um eine Hautprobe-Entnahme nicht herum. Die Zecke hat hier auch nicht ins Ohr gestochen, sondern die Gewebeart scheint einfach besonders einladend zu sein.

Verhalten bei Zeckenstichen

Die Zecke sollte so bald wie möglich von Ihnen entfernt werden, mit einer Zeckenzange- oder -karte wird die Zange langsam aus der Haut gezogen oder geschoben ohne vorheriges Auftragen von Klebstoff oder Öl! Falls noch ein Rest des Beißwerkzeugs in der Haut verbleiben sollte, kann dies mit eine sterilen Kanüle nachträglich entfernt werden.

Nur ein Teil der Zecken ist mit Borrelien infiziert, je nach Region ca. 4-20%, und davon löst wiederum nur ein kleiner Teil eine Infektion beim Menschen aus. Eine Übertragung kann erst nach mehrere Stunden „Saugzeit“ erfolgen. Je eher und schonender die Zecke entfernt wird, desto weniger Borrelien kann sie übertragen. Auftragen von z.B. Öl oder Klebstoff könnte dazu führen, dass die Zecke im „Überlebenskampf“ erst recht Borellein in die Stichstelle abgibt.  Eine Untersuchung der Zecke auf Borrelien wird nicht durchgeführt, da das Ergebnis keine Aussage über eine mögliche Infektion liefert.

Beobachten Sie die Haut um die Einstichstelle ca. 6 Wochen lang. Sollte eine sich langsam vergrößernde Rötung (über 5cm) entstehen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es könnte sich um eine Wanderröte (Erythema migrans), ein Frühstadium einer Borreliose handeln, die mit einem verschreibungspflichtigen Antibiotikum behandelt wird.

Die Verbreitung von Borrelien kann sich viel seltener als durch Hautveränderungen auch durch ein grippeartiges Krankheitsgefühl ohne Beschwerden in den Atemwegen bemerkbar machen und Vorbote einer Organerkrankung sein. Ihr Arzt wird dann über die Notwendigkeit eine Blutuntersuchung entscheiden.

 

 

One thought on “Zecken und Borrelien

  1. Patricia Liedel-MacIntyre

    Sollte ich jemals wieder mit meiner seit 25 Jahren immer wieder auftretenden Alt-Borreliose Ärger haben,-die 50km zu Ihnen gönne ich mir. Gott, ist Ihr Humor gut.
    Darauf können sie mindestens auch 2 tage stolz sein.

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