Parapsoriasis en plaque

By | 16. November 2014

broqcEine seltene Gruppe von Krankheitsbildern, die erheblichen Beratungsbedarf aufwerfen können, wenn man sich nicht mit der meist zutreffenden Feststellung abspeisen lassen möchte: „Nicht juckend, nicht ansteckend, nicht schlimm – zwar gut behandelbar, aber nicht heilbar“

Frage: Wenn dem so ist, warum wird dann so ein Aufwand veranstaltet, mit Hautprobe und Zweitmeinungseinholung im Lymphknotenregister / Krebszentrum etc.?

Hat sicher auch historische Gründe, allerdings gemischt mit der erheblichen Schwierigkeit, eine weitgehend sichere Diagnose aus so einem kleinen Hautschnipsel zu stellen. Ein größeres Stück Haut löst dieses Problem nicht, es sind nämlich nur verhältnismässig wenige Zellen vorhanden, an denen man die Diagnose festmachen kann, und die ähneln normalen Zellen so stark, dass man Spezialuntersuchungen durchführen muss, um eine vernünftige Beurteilung abgeben zu können.

Historischer Grund ist die Tatsache, dass in jedem einschlägigen Artikel darauf hingewiesen wird, dass die Parapsoriasis en grande plaque mitunter in eine Mycosis fungoides (MF) übergehen kann. Das ist eine letztendlich bedrohliche, aber auch sehr seltene Erkrankung.

Wir haben bei unseren vielleicht 50 Patienten mit einer Parapsoriasis en plaque nie einen solchen Übergang gesehen, aber von der anderen Seite gesehen, von den Patienten mit der Mycosis fungoides aus, mag tatsächlich eine Anzahl dieser Patienten zuvor eine Parapsoriasis gehabt haben.

In der Haut der Patienten mit einer MF und einer Parapsoriasis befinden sich weisse Blutkörperchen (Lymphozyten) die da eigentlich so nicht hingehören. Diese Zellen haben sozusagen einen falschen Laufzettel erhalten, auf dem nicht, wie es richtig wäre: Geh zum Lymphknoten“ draufsteht, sondern „Geh in die Haut“. Ist es bei der harmlosen Parapsoriasis wohl tatsächlich nur ein Laufzettelproblem (Falscher homing-rezeptor…) sind die Zellen bei der MF nicht nur falsch geleitet, sondern auch alle von einer kranken Mutterzelle abstammend (monoklonale Vermehrung), was ein Hinweis für eine mögliche Bösartigkeit darstellt.

Das Aufwändige bei der Prüfung auf Monoklonalität (das Gegenteil ist Polyklonalität) ist das das Reinigen der Erbsubstanz der Lymphozyten aus der Hautprobe und das genchirurgische Verfahren  herauszufinden, ob bestimmte Abschnitte aus dem Erbgut alle gleich (=monoklonal) sind. Bei den Kosten sind wir schnell bei vielen hundert Euro (Stand 2013).