Der Säureschutzmantel

By | 27. Februar 2010

Unsere Haut besteht grob gesagt aus zwei Schichten: Der Unterhaut und der Hornhautschicht. Verletzungen der Unterhaut bluten, weil sich dort die Adern befinden. Und bei kleinsten Verletzungen bluten wir: Die Hornschicht ist nur sehr dünn, Bruchteile eines Millimeters; und doch schützt sie den gesamten Menschen vor seiner Umwelt (Sonne, Bakterien, Schadstoffe usw) und verhindert, das wir „auslaufen“, das Wasser bleibt drinnen.

Die Zellen der Hornhautschicht vermehren sich nur in ihrer untersten Zelllage und werden dann ganz schnell nach oben gedrückt, weil unten kein Platz mehr ist. Bei dieser Wanderung zur Hautoberfläche hin reifen die Zellen und verwandeln sich in eine wasserundurchlässige Schicht. Für diesen Zweck opfern sie alles: das gesamte Zellmaterial wird in Fettmembranen und Kittsubstanz umgewandelt. Dabei … verliert die Zelle ihr Leben.

Diese extrem dünne Schicht ist ein biologisches Verbundmaterial, was sich ständig von unten her erneuert. Aus der Werbung her kennen wir dafür den Begriff „Säureschutzmantel“. Genial vereinfacht!!

Die Fette aus den Talgdrüsen dienen übrigens nicht zur Erhaltung dieser Schutzschicht – sie sind eigentlich zum Einfetten unseres (inzwischen weitgehend verschwundenen) Felles gedacht. Sozusagen zum Beweis gibt es viele Menschen, die über trockne Kopfhaut bei fettigen Haaren klagen!

Die Handinnenflächen enthalten überhaupt keine Talgdrüsen und doch ist die Handinnenfläche normalerweise geschmeidig und glatt – trotz täglicher mehrfacher Wäsche mit Seife.

Bei zu starker Belastung durch Verunreinigungen, Lösungsmitteln, Reinigungsmaßnahmen usw. kommt es aber irgendwann zum Versagen dieses Systems. Zunehmendes Alter und angeborene oder erworbene Barrierestörungen der Haut (u.a. Neurodermitis, Fischschuppenhaut, Schuppenflechte und Ekzeme) lassen den Säureschutzmantel sogar noch eher zusammenbrechen.

Aus dieser Sicht heraus sollte es klar sein, dass alles dafür zu tun ist, dass diese Schutzschicht erst gar nicht zerstört wird, denn Reparatur von außen ist kaum möglich, der Aufbau der „toten“ Außenschicht des Menschen ist dafür zu kompliziert! Alle Salben sind letztendlich nur Flickwerk, sie können aber trotzdem helfen, dass der Säureschutzmantel weniger stark beansprucht wird und die Haut gesund bleibt.

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©Praxis für Dermatologie – Geesthacht 5/2008