Chondrodermatitis nodularis helicis WINKLER
Keine andere Erkrankung am Ohr tut so weh auf einer so kleinen Stelle – ein kleiner Knubbel an der oberen Kante der Ohrmuschel – das Opfer kann vor Schmerz nicht schlafen.
Der extreme Schmerz hilft bei der Unterscheidung zum weissen Hautkrebs.
Bei der Erkrankung kommt es irgendwie zu einer Minderdurchblutung in den oberen Teilen der Ohrmuschel, mit der Folge, dass der dort ganz am Rande liegende Knorpelteil abstirbt und durch ein schmerzhaftes kleines Geschwür nach aussen ausgestossen werden soll. Das klappt aber nur sehr bedingt, sodass das schmerzhafte Loch bestehen bleibt und seinerseits die Durchblutungssituation eher verschlechtert.
Die bei uns und in der benachbarten HNO-Klinik in Winsen übliche Behandlung ist eine operative Entfernung. Das geht schnell und ist fast immer erfolgreich. Das Ohr bleibt dran, durch einen kleinen Schnitt entlang der Kante wird der tote Knorpel aus der Tiefe entfernt. Mit dem Längsschnitt sieht der Rand gerne mal ganz leicht angeknabbert aus.
Man kann auch ein kleines Tortenstück V-förmig entnehmen, dann wird das Ohr aber etwas spitzer (Mr. Spock-artig).
Zwei Arbeiten aus 2011 bieten den Operationsunwilligen nun neue Perspektiven:
1. Druckentlastung mittels eines Polsters, das nachts um das schmerzende Ohr gebunden wird – eine runde Wurst und in der Mitte das Ohr. Sieht aus wie ein stark verrutschter Fahrradhelm. Muss speziell angefertigt werden und über einige Monate nachts getragen werden…
2. Durchblutungsförderung mit einer Nitroglycerinsalbe, die bei Herzanfällen (Angina pectoris) verwendet werden kann (etwas altmodisch), aber auch die Durchblutung bei „abgestorbenen“ Fingern und bei schmerzhaften Rissen im After (Analfissur)sehr gut fördert. Nebenwirkungen sind hier Kopfweh – wegen der manchmal starken allgemeinen Gefäßerweiterung – man spürt jeden Herzschlag im Kopf. Dann braucht man nur etwas weniger Salbe beim nächsten Mal nehmen…denn es dauert auch hier einige Monate! Der Autor sprach von 50g Salbe.
Beide Methoden haben bei den jeweils etwa 12-15 untersuchten Patienten genau wie die OP in der Mehrzahl der Fälle gut geholfen, die Mehrzahl konnte nach einigen Monaten als geheilt bezeichnet werden.